Das Geld der Deutschen: Von Spareinlagen, niedrigen Zinsen und Inflationsängsten.
Deutschland ist ein Sparerland. Kein Wunder, geniessen die Deutschen weltweit den Ruf, mit ihrer Pfiffigkeit Rabatte auszuhandeln (Autos, reisen, Konsumgüter), Versorgungs- und Servicedienstleister zu wechseln (Strom, Gas, Internet, Telefon) oder fixe Ausgaben zu streichen (Mietkaution sparen, Versicherung kündigen, Vorsorge streichen). Auf rund 13 Billionen Euro beläuft sich das bundesdeutsche Vermögen mittlerweile. Mit dieser Summe könnte die gesamte EU entschuldet werden, denn das Vermögen ist so hoch wie die Staatsschulden aller 27 Mitgliedsländer zusammen - und täglich wird es mehr. Jedoch sind die Zinsen niedrig und die Renditen schmelzen. Wie machen Sparer in diesen Zeiten mehr aus ihrem Geld? An Beratungsangeboten herrscht kein Mangel. Doch helfen sie dem Anleger wirklich?
kautionsfrei.de: Was genau ist Weltsparen? Wie funktioniert das Prinzip?
Dr. Tamaz Georgadze: Unter www.weltsparen.de bieten wir den ersten Online-Marktplatz für europäische Festgeldangebote an. Sparer aus Deutschland können hier aus attraktiven Angeboten verschiedener Partnerbanken wählen und ihr Geld so bequem und kostenlos im Ausland anlegen – zu Zinsen, deutlich über dem deutschen Marktniveau. Die Anlage erfolgt dabei in zwei einfachen Schritten: Erst eröffnen die Kunden online ein WeltSpar-Konto bei der MHB-Bank aus Frankfurt, anschließend können sie bequem in ihrem Onlinebanking aus den Angeboten unserer europäischer Partnerbanken wählen. Dies hat, neben der höheren Verzinsung, den Vorteil, dass unsere Kunden ihre verschiedenen Festgelder übersichtlich in nur einem einzigen Onlinebanking finden und verwalten können.
Inwiefern ist das Geld, das man über Ihr Portal im Ausland anlegt genauso sicher wie in Deutschland angelegtes Geld?
Dr. Tamaz Georgadze: „Genauso sicher“ ist eine schwierige Formulierung. Fakt ist: die EU hat in den letzten Jahren sehr viel zum Schutz der Sparer getan. Es wurden z. B. die Anforderungen an die gesetzlichen Einlagensicherungen harmonisiert und erhöht. Heute sind Einlagen inkl. Zinsen innerhalb der gesamten Europäischen Union bis min. 100.000 € zu 100% abgesichert. Sollte eine Bank insolvent gehen, so sichert der jeweilige nationale Sicherungsfonds die Gelder der Kunden ab. Eine länderübergreifende Haftung für Bankeinlagen haben wir (noch) nicht, jedoch haben die EU-Finanzminister erst jüngst klar gestellt, dass ihnen die Sicherheit der „Kleinsparer“ enorm wichtig ist. Dieser politisch motivierte Sicherheitsgedanke spiegelt u. a. die Befürchtung wieder, dass im Falle eines Ausfalls der garantierten Einlagen in ganz Europa ein „Bank Run“ entstehen könnte, der katastrophale Folgen für die gesamte Wirtschaft hätte. Dies wird die Politik zurecht um jeden Preis zu verhindern wissen.
Was passiert mit dem Geld, sollte eine Bank im Ausland Insolvenz anmelden?
Dr. Tamaz Georgadze: Wie gesagt sind Einlagen inkl. Zinsen zu 100% bis 100.000 € garantiert, in manchen Ländern (z. B. Norwegen) sogar bis zu einer deutlich höheren Grenze. In ganz Europa sind Mindestanforderungen an die gesetzlich garantierte Einlagensicherung seit Jahren weiterentwickelt worden (EG-Richtlinien 1994/19/EG und 2009/14/EG). Derzeit werden weitere Maßnahmen beschlossen, die den Schutz der Anleger in der EU verbessern sollen. Insbesondere soll die gesetzliche Auszahlungsfrist von 20 auf 7 Arbeitstage verkürzt werden. Innerhalb dieser Frist, beginnend mit dem Eingang des Antrags auf Auszahlung der gesicherten Gelder, müssen die Kunden ihre Einlagen einschließlich Zinsen bis zur gesicherten Grenze erstattet bekommen. Dabei spielt es absolut keine Rolle, aus welchem Land die Sparer kommen. Deutsche Kunden sind genauso gut abgesichert, wie nationale Sparer oder Kunden aus anderen Ländern. Für die Abwicklung sind eine dritte Bank und der entsprechende Sicherungsfonds zuständig.
Dieser Prozess hat bislang in allen EU-Ländern funktioniert. Im Übrigen unterliegen unsere Partner, respektive die Länder, vorher definierten Prüfungskriterien. Banken aus Staaten, deren Zahlungsfähigkeit uns als unsicher erscheint, werden nicht auf WeltSparen aufgenommen. Aus diesem Grund sind Banken weder aus Griechenland noch aus Zypern Teiles unseres Angebots, trotz vergleichsweise hoher lokaler Zinsen.
Warum können Banken im Ausland bessere Verzinsungen anbieten als die Hausbank?
Dr. Tamaz Georgadze: Dies kann viele Gründe haben und ist von Land zu Land teils unterschiedlich. Den meisten unserer Nachbarländern gemein ist letztendlich, dass die Kreditkosten für den Mittelstand und für die Privatkunden dort ebenfalls höher sind als in Deutschland. Damit ist das gesamte Zinsniveau (sowohl für Einlagen, als auch für Kredite) auf einem höheren Level verankert. Holland ist dafür ein gutes Beispiel: Niederländische Institute zahlen ihren dortigen Kunden für einjähriges Festgeld bis zu 2,30%, entsprechend sind aber auch die Zinskosten für einen Kredit etwas höher als bei uns.
Das Zinsniveau in Deutschland gehört laut einer aktuellen Studie der Allianz zu den niedrigsten in ganz Europa, da sich viele inländische Banken vor Kundeneinlagen kaum noch retten können. Bei unseren europäischen Nachbarn ist dies oft anders, denn dort fehlt es in der Regel an einer ausgeprägten Sparkultur in der Bevölkerung, wie sie sich hier in den letzten Jahrzenten gebildet hat. Daher sind selbst große deutsche Institute bei ihren ausländischen Niederlassungen gezwungen, höhere Zinsen entsprechend dem örtlichen Niveau zu zahlen. Ein höherer Zins geht also nicht unbedingt mit einem Verlust an Sicherheit daher, sondern spiegelt oft nur das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage und den lokalen Gegebenheiten wieder.
Wie können Sie so gute Angebote mit hohen Zinsen anbieten? Ist das nicht unseriös?
Dr. Tamaz Georgadze: Wir geben uns größte Mühe, die Angebote auf WeltSparen so einfach und transparent zu halten, wie nur möglich. Kunden werden vor Abschluss eines Festgeldes umfänglich mit allen notwendigen Informationen zum Angebot, der Bank und der nationalen Einlagensicherung versorgt, die sie für eine ausgewogenene Anlageentscheidung benötigen. Dabei stellen wir an uns selbst höhere Anforderungen, als es der Gesetzgeber tut, und bieten z. B. freiwillig ein Produktinformationsblatt zu jedem Angebot an. Zudem sind alle unsere Partner erfahren und bereits lange Zeit im Bankgeschäft tätig – unser Service bekommt ein positives Feedback von unseren Kunden. Klingt das für Sie unseriös?
Für uns klingt es eher unseriös, eine Festgeld-Verzinsung nah an 0% anzubieten, was viele Institute in Deutschland leider tun. Denn diese Banken sagen zugleich: Wir sind an euren Sparguthaben nicht interessiert, kümmert euch selbst darum, dass ihr nach der Inflation kein Geld verliert! Die Banken sind doch gerade dafür da, den Finanzbedarf ihrer Kunden ernst zu nehmen, doch das tun sie in diesem sehr wichtigen Bedarfsfeld zu oft nicht.
Wie ist der Prozess, wenn ich bei WeltSparen Geld anlegen will? Wie lange dauert das?
Dr. Tamaz Georgadze: Wie zu Beginn kurz erwähnt, erfolgt die Anlage in zwei einfachen Schritten:
- Der Kunde eröffnet ein gebührenfreies WeltSpar-Konto bei unserer Partnerbank MHB aus Frankfurt. Dieses dient zum einen als Verrechnungskonto, ermöglicht uns aber vor allem die Identifizierung und Legitimation des Kunden gegenüber unseren ausländischen Partnern. Die Kontoeröffnung erfolgt dabei, wie von anderen Direktbanken gewohnt, per Online-Formular und Postident-Verfahren.
- Nach erfolgreicher Registrierung erhalten unsere Kunden ihre Zugangsdaten binnen weniger Tage per Post. Einmal im Onlinebanking eingeloggt, können die dort angebotenen Festgelder bequem ausgewählt und abgeschlossen werden. Dafür wird nur noch der Festgeldantrag ausgedruckt, unterschrieben und an uns gesendet – eine erneute Identifizierung ist nicht mehr notwendig!
Im Vergleich zur Anlage bei den deutschen Banken ist unser Prozess bei der erstmaligen Eröffnung geringfügig länger, bietet jedoch auf Dauer deutliche Vorteile. Von der erstmaligen Registrierung auf WeltSparen bis zur Anlage bei der ersten Partnerbank können tatsächlich 3-4 Tage mehr vergehen, als bei rein inländischen Direktbank-Angeboten. Dafür sind alle weiteren Festgeldanlagen deutlich schneller, denn ein erneutes Postident-Verfahren ist nicht mehr notwendig.
Alle Schritte und notwendigen Angaben / Unterlagen werden auf Weltsparen natürlich genau beschrieben. Zusätzlich steht unseren Kunden bei Fragen unser deutschsprachige Kundenservice per Telefon und E-Mail kostenlos zur Verfügung.
Aktuell kommt es zu einer Geldverbrennung durch Inflation und niedrigen Zinsen in Deutschland. Sehen Sie hier kurzfristig eine Lösung mit Ihrem Geschäftsmodell?
Dr. Tamaz Georgadze: Unser Geschäftsmodell ist auf Nachhaltigkeit gebaut. Wir wollen das Angebots-Spektrum graduell erweitern und den Kunden in Deutschland (später auch in weiteren Ländern) vermehrt Anlage-Optionen bieten, mit denen Sie die Inflation nach Möglichkeit schlagen können. Diese Lösung wollen Schritt für Schritt aufbauen und dauerhaft etablieren. Kurzfristig werden wir natürlich nicht jedem Kunden helfen können, schon gegeben unserer Größe verglichen mit dem enormen Sparvermögen in Deutschland.
Ob und welches unserer Angebote jeder konkrete Kunde auswählt, das bleibt aber letztlich ihm selbst überlassen. Wir kennen die persönliche und finanzielle Situation unserer Kunden nicht und sind daher auch nicht in der Lage, eine Beratung für oder gegen eines unserer Angebote anzubieten. WeltSparen stellt alle notwendigen Informationen zur Verfügung, die Anlageentscheidung selbst muss aber allein durch den Kunden erfolgen.
Glauben Sie, dass die niedrigen Zinsen in Deutschland alsbald wieder steigen werden?
Dr. Tamaz Georgadze: Diese Frage höre ich in letzter Zeit sehr häufig. Eine Glaskugel hat leider keiner von uns und daher ist ein sicherer Blick in die Zukunft nie möglich, gerade nicht am Finanz- und Geldmarkt! Nichtdestotrotz glaube ich persönlich an keine baldige Besserung. Die Zinsen werden wohl auch in der absehbaren Zukunft niedrig bleiben, insbesondere bei uns in Deutschland. Deshalb müssen Anleger selbst aktiv werden und eine rentierliche Alternative suchen, die zumindest die Inflation schlägt. Der Markt selbst wird leider keine Heilung bringen.
Wie verdienen Sie über Ihr Geschäftsmodell Geld?
Dr. Tamaz Georgadze: Wir bekommen wie üblich eine Provision von den Banken für die vermittelten Gelder, so wie andere Vergleichs-Websites oder Vertriebspartner auch. Mit diesem Geld decken wir die Kosten für Kundensupport, IT-Infrastruktur, Marketing und Onlinebanking. Dadurch können wir gewährleisten, dass WeltSparen für unsere Kunden auch in Zukunft kostenlos und gebührenfrei bleibt.
Vielen Dank für das Interview!
Von Orlando Mittmann | Letzte Aktualisierung: 05. April 2014
Kategorie: Interview, Partner