Und wer bezahlt den Schaden? Was Vermieter und Mieter in den aktuellen wetterextremen Zeiten beachten müssen

Geb%C3%A4udesch%C3%A4den durch Unwetter in Deutschland
Das sind die größten Gefahren für Häuser: Stürme und Hochwasser.

In den letzten Jahren haben Unwetter in Deutschland erheblich zugenommen. Extremwetterereignisse wie der Orkan „Friederike“ im Jahr 2018 oder der Starkregen im Juni 2024 in Süddeutschland zeigen deutlich, wie schnell und stark Unwetter unseren Alltag aus dem Gleichgewicht bringen können.
Allein im vergangenen Jahr verursachten Sturm, Hagel und Starkregen Schäden in Höhe von 5,7 Milliarden Euro. Aber wer kommt für den Schaden auf? Was Mieter und Vermieter über Versicherungen und Unwetterhäufigkeiten wissen müssen, erklärt kautionsfrei.de.

Wie gut sind deutsche Haushalte vor Elementarschäden geschützt?

Keine schlaflosen Nächte müssen die Bewohner in Baden-Württemberg haben: 94 Prozent der Gebäude sind durch eine Versicherung gegen Unwetterschäden geschützt. Den zweiten Platz teilen sich Thüringen und Sachsen (46 Prozent). Auf dem dritten Platz befindet sich Sachsen-Anhalt mit 42 Prozent. In Hamburg sind dagegen nur 20 Prozent der Gebäude geschützt und Schlusslichter sind Niedersachsen (18 Prozent) und Bremen (17 Prozent). Insgesamt sind in Deutschland lediglich 40 Prozent der Haushalte gegen Elementarschäden versichert.

Diese Bundesländer sind am stärksten Betroffen

Die höchsten versicherten Sachschäden durch Sturm und Hagel, abgesehen von Kfz-Schäden, wurden in Nordrhein-Westfalen mit 605 Millionen Euro verzeichnet. Niedersachsen folgte mit 472 Millionen Euro und Rheinland-Pfalz mit 278 Millionen Euro.


Bei anderen versicherten Schäden durch Naturgefahren, wie Starkregen, Hochwasser oder Lawinen, sieht die Rangliste jedoch anders aus. Bayern führte im Jahr 2022 mit 148 Millionen Euro an versicherten Schäden, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 70 Millionen Euro und Baden-Württemberg mit 54 Millionen Euro.

Immenser Schadenaufwand durch Unwetterkatastrophen

Dass weniger als die Hälfte der Gebäude in Deutschland versichert sind, ist alarmierend, da die Unwetterhäufigkeit deutlich zugenommen hat. 2018 sorgte der Orkan “Friederike” für einen Schadenaufwand von 500 Millionen Euro deutschlandweit. Weitere Stürme wie der Orkan “Sabine” von 2020 und der Orkan “Zeynep” von 2022 verursachten einen Schaden von mehr als eine Milliarde Euro.

Was Mieter und Vermieter beachten müssen

Wie gut ist Deutschland versichert?
Anteil Elementarversicherungen der Bundesländer im Überblick

Bei Naturkatastrophen müssen Vermieter und Mieter zusammenarbeiten, um die Mietwohnung schnellstmöglich wieder bewohnbar zu machen. Der Vermieter ist zunächst in der Pflicht, jedoch müssen auch Mieter mitwirken.


Bei Elementarschäden, ausgelöst beispielsweise durch Hochwasser, Sturm oder Hagel, ist der Eigentümer dafür zuständig, dass die Mieter keiner Gefahr ausgesetzt sind und eventuelle Schäden beseitigt werden.


Die Grundlage dafür sind die Verkehrssicherungspflicht, die auf den Grundgesetzartikel 14 „Eigentum verpflichtet“ zurückzuführen ist, und das Gesetz zur Schadensersatzpflicht (§ 823 BGB). Die Verkehrssicherungspflicht besagt, dass der Vermieter dazu verpflichtet ist, die Mieter vor Schäden an Körper und Gesundheit zu schützen, die durch den schlechten Zustand der Mietwohnung verursacht werden könnten. Bei Unfällen, bei denen Mieter beispielsweise durch herabstürzende Ziegel zu Schaden kommen, ist der Vermieter in bestimmten Situationen dazu verpflichtet, Schmerzensgeld zu zahlen.

Wasserschäden und Reparaturen

Unwetterschäden durch Sturm, Hagel oder Überschwemmungen am Wohngebäude oder an vermieteten Gegenständen wie Einbauküchen und Teppichböden müssen vom Vermieter beseitigt werden. Dazu gehören auch Maßnahmen wie das Abpumpen von Wasser und das Trockenlegen der Wohnung.
Schäden am persönlichen Eigentum des Mieters, wie Möbel und Hausrat, müssen vom Mieter selbst behoben und finanziert werden.

Schadenersatz und wirtschaftliche Zumutbarkeit

Mieter haben bei Unwetterschäden normalerweise keinen Anspruch auf Schadenersatz vom Vermieter, es sei denn, der Vermieter verzögert die Mängelbeseitigung und verursacht dadurch zusätzliche Schäden. Der Vermieter muss keine Vorsorge gegen seltene Naturkatastrophen treffen, es sei denn, die Wohnung liegt in einem bekannten Risikogebiet.
Falls die Reparaturkosten in keinem Verhältnis zum Nutzen und Wert der Wohnung stehen, gilt dies als „Wegfall der Geschäftsgrundlage“, was eine Vertragsanpassung oder im Extremfall die Kündigung des Mietvertrages erforderlich machen kann.

Können Mieter auch belangt werden bzw. wann müssen Mieter bei Unwetterschäden zahlen?

Mieter können in bestimmten Fällen für Schäden verantwortlich gemacht werden, insbesondere wenn sie ihre Pflichten vernachlässigen und somit zu Unwetterschäden beitragen. Beispielsweise kann ein Mieter zur Verantwortung gezogen werden, wenn er während seiner Abwesenheit die Fenster offen lässt.


Außerdem müssen Mieter sicherstellen, dass Abflüsse, wie die auf Balkonen, nicht verstopft sind, um unnötige Wasserschäden zu vermeiden. Bei Vernachlässigung dieser Pflichten können Mieter für daraus resultierende Schäden haften.


Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Mieter ihre Pflichten genau kennen und wahrnehmen.

Tipp: Um in solchen Situationen einen finanziellen Puffer zu haben, können Sie Ihre Kaution in eine Bürgschaft umwandeln. Dies verschafft Ihnen einen Notgroschen und ermöglicht es, flexibel auf unvorhergesehene Ausgaben zu reagieren, indem Sie Ihre gezahlte Kaution zurückbekommen und durch eine Bürgschaft beim Vermieter ersetzen. Eine Mietkautionsbürgschaft kann somit eine praktische Lösung bieten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und dennoch ausreichend abgesichert zu sein.



Weitere Informationen zur Mietkautionsbürgschaft

Welche Versicherungen sinnvoll sind

Um hohe Kosten zu vermeiden, sollten Vermieter bereits bei der Planung von jährlichen Ausgaben für das Wohnobjekt und dessen Unterhaltungskosten Schäden durch Unwetter einkalkulieren. Dabei müssen verschiedene Versicherungen, wie die Gebäude- oder Hausratversicherung, berücksichtigt werden. Wenn Fensterscheiben durch Hagel zerstört werden, greift die Gebäudeversicherung.

Verursacht Regen daraufhin Einrichtungsschäden, greift die Hausratversicherung. Vermieter können Aufgaben bezüglich der Verkehrssicherung auch an Mieter abgeben. Gemeint sind damit die Kontrollen der Mietobjekte oder auch Räumungen von Gefahrenquellen, wie zum Beispiel die Untersuchung von morschen Ästen an Bäumen, die auf dem Grundstück stehen, oder das Beseitigen von Ästen, Blättern und Schnee auf angrenzenden Gehwegen. Dies sollte jedoch im Mietvertrag fixiert werden. Wichtig zu wissen: Der Eigentümer kann diese Pflichten zwar abgeben, bei Schäden und Unfällen haftet er dennoch.

Der Notfallplan der Versicherer

In Krisensituationen lassen die Versicherer den Kumulplan in Kraft treten, um ihren Kunden schnell helfen zu können. Das bedeutet, dass die Anzahl des Personals erhöht wird, um selbst nach Unwetterkatastrophen eine problemlose Kundenbetreuung über alle Kommunikationskanäle gewährleisten zu können. Dringende Zahlungsabläufe werden beschleunigt, um einen reibungslosen Geldfluss zu ermöglichen. Besonders wichtig ist dabei auch die Präsenz in den betroffenen Gebieten. Zuletzt dient die Aktivierung eines Netzwerks von Dienstleistern und Handwerkern dazu, dort schnell Hilfe leisten zu können.

Diese Punkte gibt es bei Elementarsch%C3%A4den zu beachten
Stürme und Hochwasser: Das müssen Sie beachten




Quellen:

Deutscher Wetter Dienst
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

Von Katharina Abejon-Perez | Letzte Aktualisierung: 19. Juli 2024