Raus aus dem Nest, aber wohin? 5 Tipps für die Wohnungssuche
Ob zur Ausbildung, zum Studium oder einfach raus in die Freiheit – wer die elterliche Wohnung verlässt, dem mangelt es in den meisten Fällen an finanziellen Mitteln und Erfahrungen mit Wohnungssuche, Umzug, Kautionszahlung und Mietverträgen. Gerade in den deutschen Groß- und Universitätsstädten kann die Jagd nach der Wohnung zur Tortur werden. Tausende Wohnungen fehlen und die Mietpreise steigen unaufhörlich; Massen-Castings und Speed Dating für ein WG-Zimmer sind nichts Ungewöhnliches mehr. Wer ein paar einfache Tipps und Tricks beachtet, wird aber trotzdem seinen eigenen kleinen Wohntraum finden.
1. Prioritäten klären
Ganz wichtig: sich über seine Bedürfnisse und Möglichkeiten bezüglich der eigenen Wohnung Gedanken machen. In dem Urban Myth von dem Freund eines Freundes, der eine helle, saubere Altbauwohnung mit Stuck und Balkon in einem der hippsten Viertel der Stadt für 200 Euro warm gefunden hat, mag ein Fünkchen Wahrheit stecken; dazu gehört aber extrem viel Glück. Überhöhte Ansprüche führen bei den meisten stattdessen eher zu Frust als zur Traumwohnung. Daher sollte man priorisieren: Was ist mir wichtig? Worauf muss ich achten? Die erste Wohnung sollte nicht nur ein Dach über dem Kopf sein, sondern auch den eigenen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten entsprechen. Schließlich möchte man sich dort ja auch eine Weile wohlführen. Folgende Fragen sollte man sich daher bereits vor der Wohnungssuche stellen:
Wie viel Geld habe ich monatlich zur Verfügung?
Ob mithilfe der Eltern oder eines Kredites, durch Ersparnisse oder einen Nebenjob – jeder Wohnungssuchende sollte sich genau überlegen, wieviel Geld er monatlich zur Verfügung hat und wieviel er davon für die Wohnung ausgeben möchte. Als Faustregel gilt: die Miete sollte ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigen. In vielen Städten ist das für junge Wohnungssuchende jedoch unrealistisch. Wer nicht mehr als die Hälfte seines Einkommens für die Wohnung inklusive aller Nebenkosten wie Heizung, Warmwasser und Internet ausgibt, muss zwar sparen, wird aber immer noch zurechtkommen. Bei dieser Rechnung gilt es natürlich auch zu bedenken, wie wichtig andere Aspekte des Studentenlebens neben der Wohnung sind. Was nützt eine schöne, teure Wohnung, wenn man viel unterwegs ist und am Ende kein Geld mehr zum Weggehen hat. Wer wird glücklich, wenn er gern mal Zeit daheim verbringt, aber die dunkelste und hässlichste Wohnung der Stadt gewählt hat, nur um Geld zu sparen?
Sobald die Fragen nach den finanziellen Möglichkeiten geklärt sind, kann man den ersten Blick in die Vergleichsportale für Mietwohnungen werfen. Das gibt einen realistischen Überblick, welche Art von Wohnung in der jeweiligen Stadt mit dem jeweiligen monatlichen Einkommen zu bekommen ist.
Worauf lege ich am meisten Wert?
Mitten in der City oder lieber die größere Wohnung, seine Ruhe haben oder ein quirliges Wohnumfeld, Erdgeschoss oder Hinterhaus, Altbau oder Neubau – wer weiß, was er will, wird sich bei der Wohnungssuche leichter tun und sich am Ende auch in seinem Zuhause wohlfühlen.
Und welche Art Wohnung passt am besten? Tendenziell sind Wohnheime am günstigsten. Man hat sein eigenes kleines Zimmer mit Kochnische und Bad und wohnt meistens relativ zentral bzw. in der Nähe der Ausbildungsstätte. In Wohngemeinschaften ist die Miete meist etwas höher; dafür kann man sich die Lage und die Mitbewohner aussuchen. Küche- und Badeinrichtung sind in den meisten Fällen bereits vorhanden; das Teilen der Nebenkosten spart weitere Kosten. Im besten Fall: lustiges Beieinander und eine zweite Familie, nächtliche Gespräche am Küchentisch und jemand, der einen in den Arm nimmt, wenn man eine Prüfung vergeigt hat. Im schlimmsten Fall: Dauer-Party, fehlende Privatsphäre, Streit um den Putzplan und ein ständig besetztes Bad. Eine eigene kleine Wohnung ist die kostenintensivste Alternative. Die Möbel müssen selbst angeschafft werden, die Nebenkosten zahlt man komplett selbst. Dafür hat man seine Ruhe, kann Leute einladen, wann immer man möchte und putzen, wenn es einem gerade passt. Gerade für jemanden, der in eine neue Stadt zieht und Anschluss sucht, kann das aber auch sehr einsam werden. Wer von außerhalb kommt und viele Leute kennenlernen möchte, ist daher wohl mit einer WG oder einem Wohnheim besser beraten.
2. Offen sein
Wer sich zu sehr auf die Szenebezirke oder begehrte Wasserlagen konzentriert, macht es sich selbst schwer. Man sollte den Blick ein bisschen schweifen lassen: In den jeweils angrenzenden Bezirken bekommt man Wohnungen teilweise zu einem Bruchteil des Preises. Selbst von Straße zu Straße oder von Mikrolage zu Mikrolage können die Preise extrem variieren. Eine weitere Option sind die Randgebiete der Städte, sofern sie über eine gute Nahverkehrsanbindung verfügen. Wer gern Ausflüge ins Grüne macht, wird hier sein persönliches Paradies finden. Nicht allzu glücklich wird man wahrscheinlich, wenn man dafür jeden Tag zwei Stunden Zug fahren muss, um ins Stadtzentrum oder zur Arbeit zu gelangen.
Gerade wer in eine andere Stadt zieht, sollte außerdem die Option einer Übergangsbleibe nicht außer Acht lassen. Junge Menschen ziehen oft ohne viel Hausrat um und können relativ flexibel und schnell den Wohnort wechseln. Wenn die Situation auf dem jeweiligen Markt ganz schlecht aussieht, kann es sinnvoll sein, erst mal ein trockenes Plätzchen zu finden, was einem weniger gefällt und die Suche vor Ort fortzusetzen. Dort ergeben sich in vielen Fällen Freundschaften für neue WGs oder hilfreiche Kontakte, die am Ende doch
noch zum Ziel führen.
3. Vergleichen und Sparen
Bei der Wohnungssuche gibt es viele Möglichkeiten: Immobilienportale, Zeitungsannoncen, Aushänge, soziale Netzwerke, die Websites von Studentenwerken, Freunde und Bekannte. Eine weitere Möglichkeit ist, sich direkt bei den großen kommunalen Wohnungsgesellschaften oder Wohnungsgenossenschaften nach freien Wohnungen zu erkundigen. Dort sind die Mieten tendenziell nicht so hoch. Wohnungsbaugesellschaften bieten zudem oft spezielle Angebote für Auszubildende an. Ganz wichtig: Egal, wie groß die Not ist – man sollte niemals eine Wohnung mieten oder zusagen, ohne sie vorher besichtigt zu haben. Bei extrem günstigen Angeboten sollte man besonders vorsichtig sein. Um nicht zu viel zu zahlen, sollte die Kaltmiete mit dem jeweiligen Mietspiegel abgeglichen werden.
Man sollte sich an dieser Stelle außerdem bereits Gedanken über die Finanzierung der Mietkaution machen. Vermieter in Deutschland verlangen von jedem Mieter eine Absicherung für den Fall entstehender Schäden an der Mietsache, Mietrückstände oder nicht gezahlte Nebenkostenabrechnungen. Diese darf bis zu drei Nettokaltmieten betragen und wird in der Regel in bar gezahlt. Gerade für junge Leute lohnt es sich, auf Alternativen zurückzugreifen, wie bspw. eine Mietkautionsbürgschaft. Hier erhält der Vermieter statt der Barkaution zur Absicherung eine Bürgschaftsurkunde und der Mieter kann die Kautionssumme anderweitig verwenden.
Anzeigen vergleichen, Wohnungsbesichtigungen, Absagen – die Suche nach einer Wohnung kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Daher empfiehlt es sich, rechtzeitig anzufangen und ein entsprechendes Zeitfenster einzuplanen. Wer auf den letzten Drücker sucht, bezahlt oft am Ende mehr für seine Wohnung. Besonders schwer gestaltet sich die Wohnungssuche zum Semesterbeginn im April und im Oktober. Da sind viele Wohnungen bereits vermietet und die WGs schon voll. Wenn der nächste Semesterstart näher rückt, sollten sich alle, die auf der Suche nach günstigem Wohnraum sind, bemühen, bereits zu August oder September etwas zu finden. Vor allem auf Wohnheimzimmer muss man sich frühzeitig bewerben. In vielen Städten gibt es lange Wartelisten und es können Monate vergehen, bis man ein Zimmer erhält. Auf die Warteliste kann man sich bei den meisten Studentenwerken auch schon ohne Zusage für einen Studienplatz setzen lassen.
4. Vorbereitet sein
Wer eine Wohnung gefunden hat, die ihm gefällt, steht oft in Konkurrenz mit zahlreichen anderen Bewerbern. Vor dem ersten Besichtigungstermin sollte man sich daher um eine vollständige Bewerbungsmappe kümmern. Wer die erforderlichen Unterlagen schon zur Besichtigung mitbringt, hat Vorteile gegenüber anderen Bewerbern, die noch nicht alle Papiere beieinander haben. Eine vollständige Bewerbungsmappe enthält Einkommensnachweise, eineSchufa-Auskunft und eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Junge Wohnungssuchende ohne eigenes Einkommen sollten einen Elternteil mit gesichertem Einkommen bürgen lassen. Wer noch nicht bei der Schufa registriert ist, sollte die entsprechenden Unterlagen von den Eltern vorlegen. Wer möchte, kann zusätzlich ein Anschreiben beilegen. Das ist keine Pflicht, könnte aber die Chancen erhöhen, die Wohnung zu bekommen. Laut einer Umfrage von Immobilienscout24 legen 46 Prozent der Vermieter Wert auf ein sympathisches Auftreten. Ein nettes Anschreiben mit Informationen zur eigenen Person, Hobbies, der aktuellen Wohnsituation und Gründen, warum man diese neue Wohnung gern hätte, schafft Sympathie und Nähe. Man sticht aus der Masse heraus.
Beim Besichtigungstermin sollte man unbedingt pünktlich erscheinen und mit seinem gepflegten und seriösen Erscheinungsbild seine Verlässlichkeit unterstreichen. Der erste Eindruck ist entscheidend. Wer möchte, kann seine Eltern mitnehmen. Das schafft bei einem älteren Vermieter evtl. mehr Vertrauen. In den meisten Fällen erhält man beim Besichtigungstermin einen Selbstauskunftsbogen. Wer Interesse an der Wohnung hat, sollte diesen wahrheitsgemäß, gut leserlich und möglichst schon vor Ort ausfüllen und gemeinsam mit den restlichen Unterlagen abgeben. Bei vielen Verwaltungen wird bei gleichwertigen Bewerbern die Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Einige Fragen muss man weder in der Selbstauskunft noch im Gespräch mit dem Vermieter beantworten. Charmant ausweichen oder zu einer Notflunkerei greifen ist hier die erfolgversprechendste Lösung.
Wie sehr man eine Wohnung auch braucht – wer bei der Besichtigung schwerwiegende Schäden entdeckt, sollte trotzdem davon Abstand nehmen oder sich erkundigen, ob diese behoben werden. Testen sollte man außerdem, ob das Licht in allen Räumen funktioniert, ob das Wasser läuft und ob es Schimmelspuren an Decken oder Wänden gibt. Gerade Schimmel kann schnell zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.
5. Vorsicht beim Mietvertrag
Die perfekte Wohnung ist gefunden, der Vermieter gibt seine Zusage, der Umzug kann losgehen. Doch Vorsicht: bei aller Freude sollte man nicht blind alles unterschreiben. Es empfiehlt sich, den Vertrag ganz in Ruhe durchzulesen und bei Unklarheiten die Eltern oder andere erfahrene Vertrauenspersonen um Rat zu fragen. Im Mietvertrag sollte die komplette Anschrift des Vermieters angegeben sein sowie die genaue monatlich anfallende Miete und sämtliche Nebenkosten. Bei WGs ist es wichtig, dass man sich darauf geeinigt hat, ob einer der Bewohner Hauptmieter wird und die komplette Verantwortung trägt oder ob sich alle Mitbewohner in den Mietvertrag eintragen lassen. Überprüfen sollte man außerdem, ob im Mietvertrag eine Staffelmietvereinbarung enthalten ist bzw. ob man sich die Miete nach der Mieterhöhung noch leisten kann. Ein besonderes Augenmerk verdienen außerdem eventuelle Befristungen oder ein Kündigungsverzicht für einen bestimmten Zeitraum.
Mit diesen Tipps im Hinterkopf vermeidet man fiese Stolperfallen bei der Wohnungssuche und kann es sich schon bald in seinen ersten eigenen vier Wänden gemütlich machen. kautionsfrei.de wünscht eine tolle Zeit!
Von Katharina Abejon-Perez | Letzte Aktualisierung: 04. September 2015
Kategorie: Umzug, Wohnungssuche